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Der Baobab – ein Stück Weltnaturgeschichte?

Zwischen 2007 und 2013 starben 9 der 13 ältesten Baobab Bäume Afrikas. Wer beim Baobab „alt“ sagt, meint dabei richtig alt: Die ältesten Exemplare zählen gut 2500 Jahre und erreichen dabei eine unfassbare Masse: 500 Kubikmeter! Nicht selten beträgt deren Umfang über 30 Meter bei einem Diameter von 14 Metern. Auch die Wassereinlagerung zeugt von unglaublicher Kapazität: um die 115.000 Liter können im Stamm gespeichert werden.

Diese Bäume sind also regelrechte Naturwunder, „Bäume des Lebens“, wie sie in Afrika wegen ihrer ökologischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung genannt werden. Unter anderem speichern sie Kohlenstoff, spenden nahrhafte Früchte und beherbergen zahlreiche Tiere als Untermieter. Das spezielle Verfahren, mit denen Forscher das Innenleben der Riesen und damit auch ihr Alter bestimmen, nennt sich Radiokarbonmethode. Diese Methode bestätigt, was die Erscheinung der Bäume erahnen lässt: Sie haben bereits etliche Naturphänomene erlebt und abgespeichert. Das hilft den Forschern, Klimabedingungen damals wie heute zu vergleichen. Die Bäume sind dabei Zeitzeugen der Naturgeschichte und erzählen vom Ökosystem im Wandel: Derartige Dürren und Temperaturanstiege hat es vorher noch nicht gegeben.

Der Fotoband von Beth Moon ist Pilgerreise und Mahnwache zugleich. Es ist nicht ihre erste Reise nach Afrika, doch kehrt nun zu ihren geliebten Baobabs in Madagaskar, Botswana und Senegal zurück. Ob sie wohl auch schon in Burkina Faso war, wo es diese majestätischen Bäume auch gibt? Die Reise von Moon ist dieses Mal geprägt vom Kreislauf zwischen Leben und Tod. Die Baobabs sind ein eindrückliches Symbol von Lebenskraft, die uns Menschen vor Ehrfurcht und Demut immer wieder staunen lassen.  Doch eins wird klar; das vom Klimawandel beschleunigte Baumsterben sucht auch die jahrtausendealten Riesen heim. Die Bäume brechen wegen der zehrenden Dürre: „Der zersplitterte Stamm legt das Herz des Baums frei“, wie Moon schreibt. Wenngleich die Fotos der umgestürzten Bäume für sich sprechen, kann die Autorin mit ihren geschilderten Erlebnissen die Eindrücke noch verstärken. Sie berichtet nicht nur von einschlägigen Momenten auf ihrer Reise, sondern auch von dem Umgang der Völker Afrikas mit ihren Baobabs. Es sind heilige Stätten, die für sie das Leben repräsentieren und die sie in Verbundenheit achten, huldigen und pflegen. Wie so oft sind diese Völker darum bemüht, das letzte bisschen reine Natur zu wahren. Für sie ist klar, was uns noch dämmern wird: Wenn die Natur stirbt, sterben wir auch. Die Baobabs sind Heimat, sie sind der magische Bund, der uns bei ihrem Anblick daran erinnert, dass wir auf das riesige Ökosystem Natur, das uns Schutz und Nahrung spendet, und damit auch Leben ermöglicht, angewiesen sind.

Die Objektive der Fotografin waren oft nicht groß genug, um die schiere Größe der Bäume einzufangen, sodass sie mehrere Bilder aneinanderreihen musste. Ist dies nicht auch eine Warnung? Unsere Vorstellung davon, welche Konsequenzen das Beschädigen der Lebensräume und Klimakrisen haben werden, können deren reelles Ausmaß kaum erreichen.

Nora Schleich, Programmkoordinatorin der ErwuesseBildung asbl.

Author:
Beth Moon
Release:
2021
Publisher:
Abbeville Press Inc.,U.S.
Page Count:
128
Genres:
Erwachsene