Weiß
Im Dezember erhielt Han Kang als erste Koreanerin den Nobelpreis für Literatur. In einem Interview mit dem Magazin „Der Spiegel“ sagte sie später, ihr ganzes Werk beschäftige sich damit, was es heißt, Mensch zu sein. In ihrem Buch „Weiß“ zieht die Erzählerin sich zurück in eine nördliche Kleinstadt, um dort Trauerarbeit zu leisten. Weiß, in asiatischen Ländern die Farbe der Trauer, begegnet ihr in allen Kapiteln unter den verschiedensten Formen, der Schneedecke, Wolken, Milch, Salz…Der in ihr verankerte Aufschrei ihrer jungen Mutter, im Angesicht des Todes ihres erstgeborenen Kindes: „Stirb nicht, bitte stirb nicht“, begleitete mich lange über das Buch hinaus. Ich habe selten ein so poetisch und dicht geschriebenes Buch gelesen, in dem es um Trauerverarbeitung und generationsüberschreitende Traumata geht.
Monique Ruppert, Ehrenamtliche der EwB
