Die sogenannten „Zehn Gebote“ lesen
Anthropologische und psychoanalytische Perspektiven | Ein Workshop mit Jean-Marie Weber
In diesem Workshop gehen wir der Frage nach, warum und wozu wir Menschen Grenzen, Gebote und Verbote brauchen und bis heute immer wieder entwickeln.
Ohne Gesetz kann weder die Psyche noch die Gesellschaft sich strukturieren, behauptet Sigmund Freud. Das Gesetz strukturiert das Sprechen so wie das Gespräch, behauptet Jacques Lacan.
Beim Deka-log den „zehn Worten“ kann es sich also nicht um zehn Regeln handeln, die man einfach befolgt. Sie sagen vor allem schon etwas darüber aus, was der Mensch für die biblischen Schriftsteller ist. Indem sie Grenzen aufweisen, deuten sie an, was wir immer wieder an Phantasmen und Affekten verarbeiten sollten, aber auch verdrängen. Diverse Symptome können sich entwickeln, wenn die Grenzziehungen zu eng sind.
Die zehn Worte gelten als ihren Schriftstellern als Anruf. Sie fordern uns auf, unser bewusstes und unbewusstes Verhältnis zum Sein, zur Welt zu bedenken. Sie wollen uns dazu befreien, nicht dem Missverstehen und der Selbstlüge zu verfallen, die Welt zu lieben (H. Arendt), unseren Hass gegenüber dem Sein (J. Lacan) oder zur Welt (Ch. Delsol) zu verarbeiten und zu verwandeln.
Können die zehn Worte uns heutigen Menschen noch helfen, uns psychisch und spirituell zu entwickeln? Wofür kann dabei das Wort „Gott“, der Name Jahwe heute stehen? Etwa für das Unmögliche, das Reale, das Sein, das uns immer neu überrascht, erschreckt und aufrüttelt (S. Nordmann) und uns anspricht; wenn wir uns ansprechen lassen und zum Denken anregen lassen?
Diesen Fragen gehen wir nach, indem wir einerseits den Text von Exodus 20,1-26 im Zusammenhang mit der Figur Moses und dem Ringen der Menschen zwischen Abgrund und „Exsistenz“, Identität und Nicht-Identität, Angst und Hass, Lust und Begehren, Autonomie und Entfremdung, Schweigen und Sprechen gemeinsam analysieren.
Daten und Themen
- 26.09. Erstes und zweites Wort: Der Abgrund und die Begegnung mit dem ganz Anderen
- 12.10. Drittes Wort und viertes Wort: Der Umgang mit der Zeit und der Filiation
- 07.11. Sechstes und neuntes Wort: Der Umgang mit dem Mehr an Lust
- 05.12. Fünftes und achtes Wort: Der Umgang mit dem Anderen und der Andersheit
- 09.01. Siebtes und zehntes Wort: Der Umgang mit den Affekten der Angst, des Hasses und der Eifersucht
Methode:
Nach einer Einführung interpretieren wir den jeweiligen Text im Dialog. Dabei gehen wir von den Fragen und Ideen aus, die uns durch die Lektüre des Textes kommen. Neben verschiedenen Worten gebrauchen wir zur erweiterten Interpretation auch Ausschnitte aus Spielfilmen.
Leitung: Jean-Marie Weber, Ass. Prof. Uni.lu (i.R), Psychoanalyst und Theologe
Über eine kleine Spende würden wir uns freuen.lieu:ErwuesseBildung
5, avenue Marie-Thérèse
L-2132 LuxembourgInformation:info@ewb.luLangue:DE/LUFormatrice/Formateur:Jean-Marie Weber